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Würdigung der 4 Bände zur trilemmatischen Inklusion von Mai-Anh Boger

Von Jan Steffens in der Zeitschrift Menschen. Ausgabe 3/4/2021

Gleich vorweg: Dies ist weniger eine Rezension, als vielmehr eine leidenschaftliche Lektüreempfehlung. Mai-Anh Boger entwickelt in den vier Bänden zur ‚Theorie der trilemmatischen Inklusion‘ eine – und hier ist das Wort wirklich angebracht – geniale Kartierung der unterschiedlichen Denk-, Fühl- und Diskursbewegungen der Inklusionsdebatte, die der Leserschaft zwar nie sagen wird, wo es lang zu gehen hat, aber all denen Orientierung bietet, die manchmal das Gefühl haben, verloren gegangen zu sein in der komplexen Vielfältigkeit der unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema.

Entkoppelt von wissenschaftlichen Konventionen in teilweise poetischer Sprache, die das Herz berührt und gleichzeitig den Kopf wäscht, führt uns die Autorin durch die alltäglichen Widersprüche des trilemmatischen Begehrens, ohne sich dabei in diesen zu verfangen. Sie springt scheinbar leichtfüßig durch immense Komplexität, bezieht sich auf die breite Spanne der Debatte in der Gegenwart wie auch der Geschichte – und schafft doch irgendwie einen Neuanfang. Die Bücher fesseln praktisch sofort, beinahe unabhängig davon wo man einsteigt. Sie sind gewiss nicht leicht, dafür aber sehr verständlich geschrieben. Sie behandeln ein ernstes Thema, bringen jedoch immer auch zum Lachen, haben wahnsinnigen Tiefgang und sind doch herrlich erfrischend.

Bleibt nur zu hoffen, dass alle Bücher in einigen Jahren als unverzichtbare Standardwerke im ‚Fach‘ gelten und von Studierenden, Dozierenden und Praktizierenden gleichermaßen in ihr Verständnis von Inklusion einbezogen werden. Theorien der Inklusion, Subjekte der Inklusion, Politiken der Inklusion, Die Methode der sozialwissenschaftlichen Kartographierung, auch als Open Access.

Die E-Books sind da!

Wir haben es geschafft. Sechs Titel aus unserem Programm gibt es nun auch als E-Book. Weitere folgen bald. Wenn ihr Ideen habt, welche Titel es unbedingt auch als E-Book geben sollte, schreibt uns: ebook@edition-assemblage.de

Die E-Books sind erhältlich in allen einschlägigen E-Book Stores in den Formaten mobi und epub.

Cover von "Hallo hört mich jemand?"

Sibel Schick
Hallo, hört mich jemand?
Rassismuskritische und feministische Kolumnen und Kommentare
10,99€

Cover von "Nicht nur Mütter waren schwanger"

Alisa Tretau (Hg.)
Nicht nur Mütter waren schwanger
Unerhörte Perspektiven auf die vermeintlich natürlichste Sache der Welt
12,99€

Cora Schmechel, Fabian Dion, Kevin Dudek, Mäks* Roßmöller (Hg.)
Gegendiagnose
Beiträge zur radikalen Kritik an Psychologie und Psychiatrie
17,99€

Cover von "Gegendiagnose 2"

Esto Mader, Cora Schmechel, Kim Kawalska, Alex Steinweg (Hg.)
Gegendiagnose II
Beiträge zur radikalen Kritik an Psychologie und Psychiatrie
17,99€

Sharon Dodua Otoo
Synchronicity
9,99€

Gegendiagnose III – Call for Papers

Die Sammelbandreihe Gegendiagnose geht in die dritte Runde. Wir suchen Eure Beiträge!

Der erste Band der Gegendiagnose hat sich 2015 mit der Frage nach der Aktualisierung der antipsychiatrischen Theorie beschäftigt. Viele Beiträge beschäftigten sich auf strukturell analytischer Ebene mit dem Wirken des psychiatrisch_psychologischen Systems auf die und in der Gesellschaft. Im zweiten Sammelband von 2019 lag der Fokus auf Momenten der Selbstbeherrschung und -normierung in unserer aller Alltag durch psychiatrische und psychologische Gesundheits,- und Krankheitskonzepte, sowie auf der Bedeutung unterschiedlicher Positionierungen und Perspektiven, von Betroffenen über Angehörigenperspektiven bis zu kritischen ‚Professionellen‘.

Im dritten Band soll es um das Kollektive und die Praxis gehen. Wir möchten danach fragen, wie kollektive Umgangsformen rund um die Themen mentale Gesundheit und Krankheit, Krise und Konflikt aussehen (könnten).

Neugierig?

Call for Papers: Gegendiagnose III (PDF)

Die Frühjahrsvorschau 2021 ist da!

…zumindest schon online. Das gedruckte Heft findet ihr bald im Buchladen eures Vertrauens. Hier ist es schon als pdf zu haben und alle neun neuen Titel stehen auf unserer Buchseite als frisch angekündigte Titel.
Wir freuen uns über das tolle neue Gewand der Vorschau, eine frische und aufgeräumte Gestaltung von Chrissi Latsch. Wir sind gespannt, wie es euch gefällt und freuen uns auch über Lob oder Kritik – jedenfalls vielen Dank an Chrissi (instagram @monoparade).
Viel Spaß beim Reinschnuppern!

Wünscht euer Lieblingsverlagskollektiv
edition assemblage

Sprechen und Schweigen über sexualisierte Gewalt

Am vergangenen Mittwoch fand der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, Lesben, Trans, Inter und Nicht-binären Menschen statt. Am 25. November gehen Üb.erlebende weltweit jährlich auf die Straßen, um ein Ende der patriarchalen Gewalt einzufordern. Noch immer sind FLINTQ-Personen alltäglich mit Formen sexualisierter Gewalt konfrontiert, niemals handelt es sich hierbei um Einzelschicksale. Die meisten Über_griffe finden im nahen sozialen Umfeld statt, werden aber bis heute kaum richtig in der Öffentlichkeit thematisiert. Machtvolle, gesellschaftliche Strukturen begünstigen eine Fortsetzung der sexualisierten Gewalt und verhindern das selbstbestimmte Sprechen Betroffener von ihren Erfahrungen.

Vielmehr sind gesellschaftliche Diskurse über sexualisierte Gewalt selbst noch von sprachlicher Gewalt geprägt. So argumentiert Lilian Schwerdtner in ihrem Buch „Sprechen und Schweigen über sexualisierte Gewalt. Ein Plädoyer für Kollektivität und Selbstbestimmung“. Das bedeutet: Betroffene von sexualisierter Gewalt sind mit unterschiedlichen Formen sprachlicher Gewalt konfrontiert, wenn sie (öffentlich) Anklage erheben, Gerechtigkeit und Hilfe, sowie politische und soziale Veränderungen einfordern. In ihrer philosophischen Reflexion erläutert die Autorin, was unter der Entstimmlichung von Betroffenen zu verstehen ist, wie sie konkret abläuft und welche gravierenden Auswirkungen diese auf den Subjektstatus der Betroffenen hat. Anschließend stellt sie Bedingungen für eine bessere Sprachpraxis vor.

Menschen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind und ihren Allies möchten wir Lilian Schwerdtners Buch besonders ans Herz legen. Ebenfalls richtet es sich an Journalist*innen und Medienschaffende und all jene, die sich Gedanken darüber machen, wie sexualisierte Gewalt gesellschaftlich verhandelt wird und welche Bedeutung Sprache und die (Un-)Möglichkeit zu Sprechen haben.

Vormerken könnt ihr das Buch schon jetzt auf unserer Website: https://www.edition-assemblage.de/buecher/sprechen-und-schweigen-ueber-sexualisierte-gewalt/

In dem Podcast „Not Your Opfer“ spricht die Autorin mit Birte Opitz über sexualisierte Gewalt und Empowermentstrategien. Zuhören könnt ihr hier: https://www.notyouropfer.de

Open Call für das Buchprojekt „Klassenfahrt“

Die Herausgebenden Julian Knop und Frede Macioszek möchten im Herbst 2021 einen Sammelband mit dem Titel „Klassenfahrt“ herausbringen.
Sie wollen Sichtbarkeit für das Thema Klassismus und für Strukturen hinter einzelnen geteilten Erfahrungen schaffen. Eingeladen sind in der ersten Generation studierte/studierende und Personen der Poverty Class und Working Class ihre eigenen Erfahrungen zum Thema Klasse und Klassenzugehörigkeit teilen. Hier könnt ihr den kompletten Aufruftext lesen: https://cutt.ly/klassenfahrt. Leitet ihn auch gerne an Freund:innen und Bekannte weiter, die wir sonst nicht (über social media) erreichen.

„Arbeit! Wohnen!“ ist aktueller denn je

Rassistische und prekäre Arbeits- und Wohnverhältnisse aus der Perspektive der Betroffenen.

Ob bei Tönnies oder in Neukölln, die Arbeits- und Wohnverhältnisse von innereuropäischen Migrant*innen stehen im Fokus der aktuellen Debatte um soziale Ungleichheit in der Corona-Krise. Die Perspektiven der Betroffenen kommen dabei aber oft zu kurz. Migration wird als Problem und Bedrohung dargestellt, statt nach Kontinuitäten des Rassismus und der Prekarisierung in Deutschland zu fragen. Das ist nicht neu. In ihrem Buch „Arbeit! Wohnen! Urbane Auseinandersetzungen um EU-Migration“, zeichnet Lisa Riedner nach, wie Menschen aus Bulgarien zwischen 2010 und 2014 als Problem definiert wurden. Ihre bewegungsbasierte Forschung geht von konkreten Konflikten mit Arbeitgeber*innen im Niedriglohnsektor, sozialen Behörden, Obdachlosenunterkünften, Ausländerbehörden und der Finanzkontrolle ‚Schwarzarbeit‘ aus.

Pressefreiheit statt Polizeigewalt!

Wir werden nicht aufhören, Rassismus und Polizeigewalt zu kritisieren!

Solidarität mit Hengameh Yaghoobifarah!

Bitte unterstützt den offenen Brief auf change.org „Pressefreiheit statt Polizeigewalt!“

Ein paar inhaltliche Gedanken:

In der taz bespricht Hengameh Yaghoobifarah den Zusammenhang von Kapitalismus und autoritären Strukturen. Hengameh macht in einer Satire (All cops are berufsunfähig, taz.de) deutlich: auch wenn autoritäre Institutionen aufgelöst werden würden, so bleiben autoritäre Strukturen im Verhalten und Gedankengut der Einzelnen trotzdem bestehen. – Aktuell wird angesichts rassistischer Polizeigewalt nach Alternativen zur Polizei debattiert. Sind wir nicht alle in der Verantwortung, dass Gewalt und Hass aus der Gesellschaft verschwinden? Warum scheitern hierbei autoritäre Strukturen wie Polizei und Knäste? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, finden wir es wichtig unser Verhalten als Nachbar_innen, Kolleg_innen und Publikum zu reflektieren. Es reicht nicht autoritäre Strukturen wie die Polizei abzuschaffen, wenn sich Gewalt in Form von Rassismus und Diskriminierung aufgrund von ungleicher Verteilung und Privilegien weiter manifestiert.
Ähnliche Gedanken besprechen die Autor_innen in dem Buch „Was macht uns wirklich sicher?„.

Wir lernen seit Jahren von der emanzipatorischen und vorausschauenden Arbeit Hengameh Yaghoobifarahs und sind Hengameh dafür sehr dankbar. Als Beispiel möchten wir folgendes von Hengameh verfasstes Vorwort zu Yori Gagarims Buch OFF-THE-ROCKET online stellen:


Körpernormen und Begehren von Hengameh Yaghoobifarah

Amadeu Antonio Preis 2019 für HAYMATLOS

Der mit 1.000 Euro dotiert zweite Preis des Amadeu Antonio Preises ging 2019 an Tamer Düzyol und Taudy Pathmanathan für die Herausgabe des Gedichtbandes HAYMATLOS.

„Wir wollen Eure Stimmen hören, wir wollen Eure Geschichten hören und zeigen, dass das ein Teil von Deutschland ist“.

Der Gedichtband HEYMATLOS vereint postmigranitsche Perspektiven auf Rassismus, Migration, Familiengeschichten und der Sehnsucht nach „Normalität“. Perspektiven, die im deutschen Diskurs kaum sichtbar sind. Mit einem offenen Call for Poems wendeten sich die Herausgeber*innen Tamer Düzyol und Taudy Pathmanathan an Menschen, die von Rassismus betroffen sind: „Unser Ziel war es, mit dem Gedichtband einen Schutzraum zu schaffen – einen Schutzraum ‚to go‘“ erklärt Tamer Düzyol. “HAYMATLOS” und nicht “heimatlos”, um nicht alles hinzunehmen und beim Alten zu lassen, sondern um aktiv einzugreifen, zu verändern und Kraft zu schöpfen. Ein Vers gewordener Schutzraum.

„Der Gedichtband zeigt gesellschaftliche Verhältnisse wie Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung an individuellen, kollektiven und historischen Lebensrealitäten auf. „HAYMATLOS“ bringt diverse Autor*innen zusammen, die gesellschaftskritische, emanzipatorische, oft nicht repräsentierte Perspektiven artikulieren.“ Amadeu Antonio Stiftung, Amadeu Antonio Preis 2019 (26.11.2019)

Tamer Düzyol und Taudy Pathmanathan beim Amadeu Antonio Preis 2019 Video auf youtube.com ansehen

Tamer Düzyol & Taudy Pathmanathan haben das KANAKISTAN-Projekt in Thüringen gegründet, das emanzipierte Perspektiven von (Post)Migrant*innen nach Erfurt bringt und sichtbar macht.

Ihr könnte das Projekt auf Instagram und Facebook folgen:
Instagram: @kanakistan
Facebook: @willkommeninkanakistan

Die edition assemblage erhält den Deutschen Verlagspreis 2019

Wow, wir können es noch gar nicht fassen. Neben 63 anderen tollen unabhängigen Verlagen bekommen wir den deutschen Verlagspreis verliehen. Das heißt konkret 15.000 Tacken für tolle neue Projekte und wichtiges Händegeschüttel.
Höchste Zeit, um einmal Danke zu sagen an alle, die die edition assemblage zu dem machen, was sie ist. Danke an alle Herausgeber*innen, Autor*innen, Grafiker*innen, an alle unterstützenden und beratenden Menschen, an lokale, überregionale und globale linke Strukturen und Bewegungen, an alle solidarischen Kollektive und Medien, Messe und Veranstaltungsorganisator*innen, Rezensent*innen, Buchhändler*innen, Drucker*innen und Vertriebler*innen, Vertreter*innen & Leser*innen.

Danke an alle, die uns dabei unterstützen, Bücher zu den Themen Queerfeminismus, Antirassismus, Anti-Ableismus, Antifaschismus, Antirassismus, kritische Aufarbeitung linker Geschichte, neue Formen politischen Aktivismus und zivilen Ungehorsams, Hausbesetzung, u.v.m. zu machen. Und danke an all die, die uns unsere Leerstellen aufzeigen und zum Reflektieren anhalten.
Danke an alle, die uns dazu verhelfen, ein kollektives, emanzipatorisches Projekt mit gewaltfreien und antiautoritären Strukturen zu sein und zu bleiben.

Auf einem weißen Blatt stehen in Computerschrift die Namen von 18 Verlagen. Edition Assemblage steht mittig und ist mit gelbem Texmarker markiert. Auf dem Zettel liegt verstreut buntes Konfetti.
Zusammen mit 60 weiteren Verlagen erhält die edition assemblage den Deutschen Verlagspreis 2019