gestern morgen
Über die Einsamkeit kommunistischer Gespenster und die Rekonstruktion der Zukunft Bini Adamczak German
Paperback, 160 pages
110 x 180mm
978-3-942885-08-9 / 2-973
12,00 Euro
Publication date: 11/2011
German
Paperback, 160 pages
110 x 180mm
978-3-942885-08-9 / 2-973
12,00 Euro
Publication date: 11/2011

Content

Die Re-Konstruktion einer kommunistischen Begierde führt in die Geschichte des Kommunismus und bürstet sie gegen den Strich: von 1939 bis 1917. Der Weg zu den revolutionären Wünschen führt die Autorin über deren Enttäuschung, über das doppelte Scheitern der russischen Revolution, das unbewältigt immer noch anhält. Das Buch birgt eine vergangene Zukunft, die Gegenwart hätte sein können und Zukunft sein kann: gestern morgen.


Author

Bini Adamczak — Bini Adamczak lebt in Berlin. Die Theoretikerin ist leidenschaftlich überzeugt vom Primat der Praxis. Zuletzt erschien in der edition assemblage von ihr gestern morgen. read more

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Excerpt from the book gestern morgen:

Dem Antikommunismus ist zu allererst vorzuwerfen, dass er die Verbrechen des Stalinismus verharmlost. Nicht weil in den Gulags neben den Menschen auch noch eine Idee gemordet worden wäre – was für ein zynischer Einfall –, sondern weil erst der Kommunismus das historisch einklagbare Anrecht in die Welt gezwungen hat, keine Entmündigung hinnehmen, nicht eine einzige Erniedrigung mehr ertragen zu müssen. Seit dem ist noch das kleinste Unrecht größer und das größte schmerzt um ein Vielfaches mehr.

[...]

Reviews (14)

Nachdem ich dieses Buch gelesen und versucht hatte, Zitate daraus auszuwählen, wurde ich von dem seltsamen Gefühl überwältigt, dass das gesamte Buch zitiert werden sollte. […] In diesem großartigen Buch liefert Bini Adamczak nicht weniger als die endgültige Darstellung dessen, was man das unauslöschliche, absolut authentische kommunistische Begehren nennen kann, die Idee einer Gesellschaft, die die Herrschaft vollständig überwindet.” —  Slavoj Zizek, The Philosophical Salon (25.07.2022)
[Der Essay zeigt auf], wie vergangene Träume literarisch rekonstruiert werden können und wie eine erinnerungspolitische Spurensuche rückwärts tastend Fehlentscheidungen kritisieren und die unerfüllte Zukunft der Vergangenheit hervorholen kann, ohne die geschichtlichen Zwänge der damaligen Aktivist:innen zu verkennen. Ein spannender methodischer Zugang, den Bini Adamczak im 2017 veröffentlichten Text „Der schönste Tag im Leben des Alexander Berkman“ mit einer eventualgeschichtlichen Betrachtung der Russischen Revolution noch konkreter zur Anwendung gebracht hat. —  Tom Gath, kritisch lesen, Ausgabe 66 (17.01.2023)
After reading this book and trying to select quotes from it, I was overwhelmed by a weird feeling that the entire book should be quoted. Numbers in brackets are from this book. (…) In her stupendous Yesterday’s Tomorrow, Bini Adamczak provides nothing less than the definitive account of what one cannot but call the ineradicable, absolutely authentic, Communist desire, the Idea of a society which fully overcomes domination. —  Slavoj Zizek, The Phidosophical Salon (25.07.2022)
Bini Adamczak’s book is full of communist desire. To secure the ground for that vision she descends through the underworld of the Soviet experiment, confronting all of its demons, defeats, errors, and betrayals. The result is an eloquent and often moving prelude to a communist future. —  Michael Hardt, Duke University; coauthor of Assembly, MIT Press (01.04.2021)
Dieses Buch sollte man lesen. —  Kerstin Stakemeier, konkret
Dieses zweite Buch mit dem Titel „Gestern morgen“, das sie selbst als „Kommunismus für Kommunistinnen“ ansieht, ist insofern auch Kommunismus für Erwachsene oder für alle, die jenseits des bloßen Vorhabens über mögliches weiteres Vorgehen nachdenken und sich für das geschichtliche Desaster verantwortlich fühlen; für alle, denen klar ist, daß die bloße Beteuerung, beim nächsten Mal wird es ganz anders laufen, wenig überzeugend wirkt, solange so wenig und so reaktiv über das Ganze des Scheiterns gesprochen wird.(…) Adamczaks Buch wird so schon formal zu einem Mahnmal, das daran erinnert, daß Aufstände gegen die Weltgeschichte – der der Frauen, der der Juden, der der Arbeiter und so fort – immer zunächst präzedenzlos sind und sich eben gegen die bisherige Geschichte durchsetzen müssen statt sie irgendwie zu „erfüllen“ oder zu „vollenden“. Nichts von dem, was Adamczak aus der Gegengeschichte kratzt, kann als überwundenes Problem angesehen werden. (…) Das Büchlein stellt sich also in mehrfacher Hinsicht daneben, nach draußen an die frische Luft. —  Daniel Kulla, Gegengeschichte
Keine sinnentleerte Traditionspflege, sondern die Suche nach Anknüpfungspunkten für zeitgemäße, radikale Subversion. —  Gaston Kirsche, taz (20.12.2007)
Wie auch schon im letzten Buch widmet sich Adamczak dem Versuch eine neue Sprache zu finden. Und wieder ist das Ergebnis brilliant. —  Benni Bärmann, keimform (16.12.2007)
Die These Bini Adamczaks in ihrem neuen Buch: Wir können nicht erinnernd die Oktoberrevolution 1917 aufgreifen, ohne zuvor auf ihre virtuelle Aufhebung, ja Vernichtung 1937 zu stoßen.(…) Nur um der Hoffnungslosen willen ist uns die Hoffnung gegeben” sagt Benjamin in der Wahlverwandtschaften-Arbeit. Bini Adamczak spitzt das sinngemäß weiter zu: Hoffnungslosigkeit enthält einen Appell an alle, die noch Hoffnung zu haben beanspruchen.(…) Die furchtbaren Leiden, die das Buch uns vorführt, sind einzige Möglichkeit, aber auch Verpflichtung, demjenigen Wirklichkeit, Unauslöschlichkeit, Nichtzurücknehmbarkeit zuzuschreiben, was damals in den Jahren 1917 und den folgenden geschah. Die Schreie aus dem Totenhaus, die damals durch die Mauern drangen, sie sind es, die uns ein Begehren fassbar und zugänglich machen, das nie erfüllt wurde und doch in keinem Verzicht begraben werden kann. —  Fritz Güde, kritisch-lesen.de (01.11.2007)
Eine fesselnde Lektüre, die man auch auf dem Sofa und nicht nur fleißig mitexzerpierend am Schreibtisch lesen kann. Ein Kompliment, das man den meisten historischen Arbeiten mit all ihren Sammelfußnoten sicherlich nicht machen kann.“ —  Jessica Zeller, jungle world
Wir erfahren wie traurig man sein muss, um Petrograd wiederaufzuwecken, dass wir also nicht nur ein kommunistisches Begehren brauchen, sondern vor allem eine kommunistische Leidenschaft, so dass aus Pathos Poesie wird. —  Andreas Folkers, diskus