Cover von "Sprechen und Schweigen über sexualisierte Gewalt", hellgrüne Wasserfarben auf dunkelblauem Grund, darauf der Titel in weißer Schrift.
Sprechen und Schweigen über sexualisierte Gewalt
Ein Plädoyer für Kollektivität und Selbstbestimmung Lilian Schwerdtner German
Paperback, 176 pages
140 x 205mm
978-3-96042-103-0 / 2-973
12,80 Euro
Publication date: 05/2021
German
Paperback, 176 pages
140 x 205mm
978-3-96042-103-0 / 2-973
12,80 Euro
Publication date: 05/2021

Content

Eine philosophisch präzise Analyse der sprachlichen Mechanismen, die Betroffene von sexualisierter Gewalt zum Schweigen bringen. Es wird deutlich: Allein die Tatsache, dass sexualisierte Gewalt thematisiert wird, reicht nicht aus, das Wie ist entscheidend.

Spätestens die Reaktionen auf #metoo haben gezeigt, dass auch das Sprechen über sexualisierte Gewalt selbst von Gewalt geprägt ist, die Betroffene zum Schweigen bringt. Das bedeutet häufig eine zweite Gewalterfahrung und ein erneutes Versagen der sozialen Gemeinschaft darin, die Betroffenen zu schützen. Was „Entstimmlichung“ genau bedeutet, wie sie konkret abläuft und welche gravierenden Auswirkungen dies auf die Betroffenen hat, analysiert Lilian Schwerdtner systematisch und mit klarer Sprache. Anhand von Beispielen wird deutlich, dass zu den Mechanismen sprachlicher Gewalt nicht nur die Verharmlosung der Gewalterfahrungen gehört, sondern auch die Pathologisierung der Betroffenen, die Festlegung auf den Opfer*status oder die Reproduktion von Verletzlichkeitsnarrativen. Aus der Analyse dieser Mechanismen folgt für Schwerdtner ein Nachdenken über die Bedingungen für gelingend(er)es öffentliches Sprechen über sexualisierte Gewalt. Gelingenderes Sprechen unterläuft die Mechanismen sprachlicher Gewalt und zielt auf die Anerkennung Betroffener mitsamt ihrer Verletzung, aber gleichzeitig als „ganze Menschen“.


Author

Lilian Schwerdtner — Lilian Schwerdtner has studied philosophy and sociology and lives in Berlin. As part of the collective Actions against Rape Culture, she is involved in the fight against sexualized violence and produces the podcast Not your Opfer. read more

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Reviews (6)

Die fundierte Analyse Lilian Schwerdtners und ihre praxisnahen Ideen fördern die Reflexion auf vielfältige Weise, weshalb das Werk einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Diskussion und Sensibilisierung für dieses drängende gesellschaftliche Problem leistet. […] Die Autorin Lilian Schwerdtner verdeutlicht mit ihrer Publikation die komplexe Dynamik des Sprechens über sexualisierte Gewalt und betont die signifikante Rolle der Zuhörenden und Adressat*innen in diesem Prozess. —  Franziska Weiser, socialnet (28.03.2024)
Es gelingt Schwerdtner mit diesem Buch, Mehrdimensionalität in einen Diskurs zu bringen, der Täter*innen bislang fast ausschließlich als fremde Männer, Betroffene als schwache, wehrlose Frauen und Vergewaltigungen als Ausnahmesituationen verhandelt und damit die strukturellen Aspekte vollkommen vernachlässigt. Ihre Sprache ist dabei klar und gut verständlich. Philosophische Ausführungen sind immer in eigenen Unterkapiteln untergebracht, sodass die Leser*innen diese je nach Interesse auch überspringen und sich den praktischen Teilen des Buches zuwenden können. —  jalt, Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW (19.10.2022)
Die Autorin fordert Anerkennung statt einer Aberkennung des Status als autonomes, selbstbestimmtes Subjekt. Betroffene sind als wertvolle, handlungsmächtige Personen anzuerkennen. Punkt. „Sprechen und Schweigen über sexualisierte Gewalt. Ein Plädoyer für Kollektivität und Selbstbestimmung“ – ein ganz herzliches Dankeschön an die Autorin für dieses Buch und eine tiefe Verneigung vor einem gelungenen Beitrag für Fachleute und Betroffene. —  Tanja Bullert, TaBuMOVE (17.09.2021)
Sprechen und Schweigen über sexualisierte Gewalt“ ist ein Buch, das über die individuelle Verantwortung einzelner Personen hinausdenkt und die strukturelle Dimension sexualisierter Gewalt aufzeigt. Da genau diese strukturelle Dimension im Sprechen über sexualisierte Gewalt in sexuapädagogischer Arbeit oft nicht ausreichend mitbearbeitet wird, eignet sich dieses Buch super für pädagogische Fachkräfte, die sich ein umfassend(er)es Wissen aneignen und ihren Blick auf gesellschaftliche Strukturen schärfen möchten. —  Körperwörter
Lilian Schwerdtner löst ihren Anspruch, dem Schweigen und Sprechen über sexualisierte Gewalt mehr Aufmerksamkeit zu widmen und insbesondere deren gewaltvolle Elemente kenntlich zu machen, überzeugend ein und bietet damit Anknüpfungspunkte für zahlreiche Betroffene mit ihren Erfahrungen. —  Lilian Hümmler, Soziopolis (15.02.2022)
Die Publikation verdient eine explizite Leseempfehlung: Sie beinhaltet erstens eine sehr durchdachte, informative und umfassende Analyse des Sprechens und Schweigens über sexualisierte Gewalt, die vom symbolischen Ort Betroffener ihren Ausgang nimmt. Es handelt sich zwar um ein theoretisch sehr fundiertes Buch […] zugleich fließen immer wieder Erfahrungen von Betroffenen ein […]. Und so werden mit den vielen Erfahrungsbezügen auch sehr unterschiedliche, immer aber sehr gut kontextualisierte Orte des Sprechens und Schweigens zum Thema, von Gesprächen im persönlichen Umfeld über den Gerichtssaal bis hin zur politisch-medialen Öffentlichkeit. —  Lisa Genslucker, aep information, Heft 3/21